Die re:publica ist schon lange keine Treffen von ein paar engagierten Bloggern mehr. Sie hat sich mittlerweile zu Europas größter Konferenz zum Thema Netzkultur in Europa geworden.
Bei 700 Rednern auf 17 Bühnen wird man bei der Auswahl der richtigen Session schnell überfordert. Wir haben einmal ein paar Highlights herausgepickt.
Der Whistleblower Edwar Snowden wird am Montag um 13:30 über Live-Schalte aus seinem Exil in Moskau mit dem Philosophen Luciano Floridi debattieren.
Wer statt einer philosophischen Runde lieber etwas handfestes erfahren will, kann um 14 Uhr von Sarah Williams an realen Beispielen lernen, wie Big Data positiv genutzt werden kann. Die gelernte Staadtplanerin und Leiterin des Civic Data Lab am MIT hat mit BigData die Umweltzerstörung in China und die wahren Bewegründe der amerikanischen Bürger bei der Wahl 2012 aufgearbeitet. Sie verbindet BigData auch mit bzw. zu Kunst und ihre Werke sind auch im Museum of Modern Art zu bewundern. Wer sein Weltbild von Big Data ist böse bewahren will, sollte lieber zu Snowden gehen.
Ein Dauerbrenner auf der re:publica sind die Themen Netzneutralität, Datenschutz und Datensicherheit. Die Industrie und die Bürger haben gegensätzliche Interessen und leider legt die Politik meist nicht das Hauptaugenmerk auf die Sorgen der Bürger. Um 15:15 wird EU-Digital Kommissar Günther Oettinger über Netzneutralität und das Recht auf Vergessen diskutieren. Eine gute Gelegenheit zu den eigenwilligen Positionen von Oettinger Fragen zu stellen. Im gleichen Saal um 16 Uhr (oder noch einmal um 18:30) sprechen die Stanford Professorin Barbara van Schewick und Thomas Lobinger ebenfalls über Netzneutralität.
In den Metadaten liegen Unmengen an Information. Wie kann man sich diese durch Nutzung der NSA Datenanalye Methoden zu nutze machen? Der Vortrag um 18:30 soll Journalisten zeigen wie sie mit Hilfe frei zugänglicher und offener Software für Datenanalyse und Datenvisualisierung große Mengen von Metadaten auswerten und darstellen können.
Ein Stammgast wird sicherlich für eine volle Halle um 20 Uhr sorgen. Sascha Lobo wird um 20 Uhr nach seiner letztjährigen Abstinenz wieder ein Gastspiel geben. Ist er tatsächlich nicht mehr so gut wie früher? Geben wir ihm eine Chance das Gegenteil zu beweisen. Sein Thema ist passenderweise „The age of trotzdem“
Der vorsitzende Richter am BGH Thomas Fischer ist ja den meisten als provokanter Zeit-Kolumnist bekannt. Sein Vortrag über Kommunikation und Strafrecht könnte gerade in Zeiten der Majestätsbeleidigung sehr interessant werden.
Da teilweise 20 Sessions gleichzeitig laufen, sollte man sich davon nicht erdrücken lassen. Es lohnt sich ein gelegentlicher Aufenthalt im Innenhof für einen Imbiss und Smalltalk. Dort lernt man interessante Leute kennen. Außerdem braucht man auch Freiraum für die vielen Stände rund um den Affenfelsen. Wer wollte nicht schon einmal Virtual Reality näher kennen lernen. Im Rahmen des Schwerpunkts Virtuelle Realität können die Teilnehmer Brillen und Kameras ausprobieren. Welche Möglichkeiten könnte diese Technik im Journalismus, der Musik oder der Pornographie bringen.
Wer zum ersten Mal zur re:publica fährt, sollte nicht an eine vorzeitige Abreise denken, da man die Abschlussveranstaltung inklusive Karaoke Singen keinesfalls verpassen sollte. Anschließend bleibt noch Zeit um den Abend bei interessanten Talks und Bier ausklingen zu lassen.