Das Urheberrecht ist ein Anachronismus, der die Entwicklung im Internet unerträglich bremst. Aktuelles Beispiel ist Pinterest, auch Bilder-Facebook oder Foto-Twitter genannt. Wir haben die rechtlichen Probleme betrachtet.
Das Laien-Privileg mag private Betreiber von Pinterest-Seiten noch halbwegs vor rechtlichen Problemen bewahren, Fotografen, Journalisten oder Pressestellen werden ihre liebe Not mit dem Dienst haben.
Total Buyout ohne Bezahlung
Mit der Registrierung tritt man alle Rechte der gepinten Bilder an Pinterest ab, die diese dann auch verkaufen dürfen. Damit dürften viele Profis Probleme haben, da sie ihre Werke nur selten verschenken möchten. Diese AGBs sind höchstwahrscheinlich rechtswidrig.
An dieser Stelle dürfte sich das Thema Pinterest für viele schon erledigt haben. Die Abtretung der Nutzungsrechte an Pinterest sorgt auch für die weiterführenden Probleme.
Die Verlinkung fremder Bilder ist eine Grauzone. Rechtsicher ist das trotz des Urteils zur Google Bildersuche und zu Deep Linking des BGH nicht. Ein Zitatrecht gibt es in diesem Zusammenhang nicht, da die Bilder nicht innerhalb eines journalistischen Kontexts verwendet werden, sondern einfach nur als Bilder. Im Gegensatz zu einer normalen Verlinkung kommt hier wieder die Abtretung der Rechte an Pinterest ins Spiel. Erwirbt Pinterest auch bei der Verlinkung die Rechte an dem verlinkten Bild, dann könnte der Inhaber der Rechte klagen. Wer Rechte weiterverkauft oder verschenkt haftet gegenüber dem Rechteinhaber. Das Risko ist eindeutig zu hoch.
Nur mit eigenen Fotos
So überlegen derzeit viele Marketingabteilungen und Pressestellen den Reichweitenbringer Pinterest trotzdem zu nutzen, da man ja nur viele Klicks erzeugen möchte. Im Gegensatz zum journalistischen Umfeld benötigt man in der Werbung und PR wesentlich mehr Rechte. Fotograf und Model müssen für eine Nutzung in Pinterest die Nutzungsrechte zeitlich, räumlich unbegrenzt zu Werbezwecken abtreten.
Gerade im Bereich von Werbung und PR sind diese Rechte wesentlich teuerer und werden daher selten als Total Buyout erworben. Eine Verwendung der Bilder in Pinterest würde also zu einer Kostenexplosion führen.
Der schnelle Griff zu den Stockfotos verbietet sich, da in der Regel die Weitergabe von Rechten nicht erlaubt ist. Tauchen jetzt diese Bilder in Pinterest auf, ist bald mit Abmahnungen und Schadensersatzforderungen zu rechnen, da Agenturen sich häufig spezieller Suchmaschinen für das Auffinden unbezahlter Nutzungen bedienen.
Recht auf Namensnennung
Jeder Urheber hat ein Recht auf Namensnennung und das klappt nicht mit Pinterest. Kostenlose Fotoservices bestehen fast immer auf diese Namensnennung und deren Fotos können daher nicht für Pinterest verwendet werden. Den Verzicht auf Namensnennung kann man bei einigen Fotografen natürlich erwerben.
Fair Use
Für Pinterest würden man wenigstens ein „Fair Use“ im Urheberrecht benötigen. Eine Reform des Urheberrechts ist dringend notwendig.
Nachtrag: Bei T3N findet man eine Anleitung, wie man herausfindet, wer Fotos von einer bestimmten Website gepint hat. So können Urheber sehr schnell potentielle Abmahnopfer finden. Das zeigt, wie riskant Pinterest ist. Auch bei Mashable beschäftigt man sich mit dem Thema User-Tracking