Sehr mutig suggerieren Apple und T-Mobile das iphone 3G als Handy für den geschäftlichen Einsatz. Wer sich so umworben ein iphone zugelegt hat, stellt schnell fest, dass dem iphone noch viel zu einem Geschäftshandy fehlt. Im Vergleich zu dem echten Business-Modell e51 von Nokia bietet das iphone den Entwicklungsingenieuren noch viele Chancen zur Profilierung.
Der Unterschied zum alten iphone hat das iphone 3G jetzt UMTS zur schnellen Datenübertragung. Das Übertragungsprotokoll UMTS spielt auf dem Handy selbst im Geschäftseinsatz aber nur eine untergeordnete Rolle, da man meist nur kleinere Datenmengen auf dem Handy benötigt. Lediglich Nutzer von Videoportalen oder Navigationslösungen benötigen größere Datenmengen und damit UMTS unbedingt auf ihrem Handy.
Anders sieht es bei mobilen Computern mit UMTS-Anbindung über das Mobiltelefon aus. Ein großes Display und eine vollwertige Tastatur verführen zu intensiver Nutzung des Internets. Gerade an dieser Stelle versagt aber das iphone den Dienst, da das iphone nicht als UMTS-Modem für den PC genutzt werden kann. Wer mobiles Internet auf seinem Netbook nutzen möchte, benötigt ein zusätzliches UMTS-Modem oder ein Handy wie das Nokia e51. Nokia und andere Hersteller erlauben die Nutzung des Handy als UMTS-Modem. Das bedeutet, dass iphone-Besitzer noch einmal 200 € für ein e51 oder einen UMTS-Stick hinlegen müssen.
Während man bei dem Nokia e51 einen MicroSD-Speicher (TransFlash-Speicher) mit 8 GB einführen kann, ist man bei Apple auf den internen Speicher beschränkt. Ist der Speicher des iphone voll, dann hilft nur die Kopplung mit einem PC zum übertragen der Daten. Ein Wechsel der Speicherkarte als Lösung entfällt. Zudem kann der Speicher des iphone nicht als externes Laufwerk für den Computer genutzt werden. Der Transport von Dateien muss also über einen separaten USB-Stick erfolgen. Mangels Speicherslot kann man auch keine Daten von Speicherkarten im iphone nutzen.
Versucht der Profi auf dem iphone E-Mails zu schreiben, so vermißt er die Cut & Paste – Funktion. Gerade auf mobilen Geräten ohne richtige Tastatur ist die Neigung zum Tippen bei den Anwendern eher nicht vorhanden.
Alle Mobiltelefone der Luxuskategorie verbrauchen sehr viel Strom durch die vielfältigen Verbindungsmöglichkeiten und der Nutzer steht bei allen Herstellern bereits nach wenigen Stunden mit einem leeren Akku da. UMTS, WLAN, Bluetooth, GPS und die permanente Beleuchtung bei Internetnutzung sorgen für einen ungeheueren Stromverbrauch. Das ist auch nicht zu vermeiden, da eine permanente Funkverbindung auch permanent Strom verbraucht. Bei reiner Mobilfunknutzung ohne WLAN, UMTS und Bluetooth beträgt die Bereitschaftszeit bei allen Modellen eine Woche oder mehr.
Die Nutzer dieser Kommunikationsriesen nutzen allerdings gerade die Multimediafunktionen und Internetangebote überdurchschnittlich. Beim Apple iphone steht man dann schnell ohne Telefon da. Während die Geräte der Mitbewerber einfach durch einen weiteren Akku wiederbelebt werden können, sucht der iphone Besitzer erst einmal eine Steckdose zum Nachtanken und eine Liege für die Siesta. Es ist unglaublich aber wahr: Nur Apple kann den Akku (dreistelliger Betrag) tauschen.
Auch die Beschaffung von zusätzlicher Software geht nur über den Applestore und itunes. Diese ungewöhnliche Geschäftsmodell sorgt für viel Unmut, da man nur von Apple freigegebene Software beziehen kann. Der direkte Bezug beim Hersteller ist nicht möglich. Das führt durch die Beteiligung von Apple am Umsatz von geschätzt 30 Prozent zu unnötigen Mehrkosten. Da auch alle Musikstücke und Videos dank DRM in ihrer Nutzung limitiert sind, führt ein gestohlenes oder verlorenes Telefon auch zum Verlust der Musik. DRM sorgt zudem durch die ständige Kommunikation mit dem Rechteinhaber zu einem Verlust der Privatsphäre.
Apple sorgt auch bei den Internetanwendungen für zusätzliche Abzocke. Für viele Kleinigkeiten muss der Nutzer mit Jahresgebühren extra bezahlen und seine Daten an Apple liefern. Nicht jeder Journalist dürfte von dem Gedanken berauscht werden, dass seine Daten oder E-Mails auf Apple-Servern liegen. Gibt es im Verlag eine Sicherheitspolitik für das Rechnernetzwerk oder Blackberry-Nutzer, so kann dies nicht einfach auf das iphone ausgeweitet werden. Das iphone läßt das Sperren von Anwendungen und andere Policies weitgehend nicht zu.
Für das iphone spricht letztendlich nur die höhere Displayauflösung und das intuitive Bedienkonzept. Die schwerwiegenen Nachteile wiegt das nicht auf. Der hohe Preis des Geräts und die hohen Gesprächsgebühren sorgen endgültig für das Aus im Geschäftseinsatz.