Mit Unverständnis stellt der DJV-Brandenburg fest, daß der DJV-Bundesverband in der aktuellen Diskussion um zusätzliche Rechte für Verlage seine überwiegend freiberuflichen Mitglieder im Regen stehen läßt. „Wir müssen endlich dafür sorgen, daß Freie Journalisten ohne den Umweg über Verlage zu ihrem Geld kommen, denn was Verlage heute noch zahlen, ist ein Skandal,“ erklärte Geschäftsführer Klaus Minhardt. Der DJV-Brandenburg verlangt sogenannte „Micro-Payment-Systeme“, mit denen Konsumenten einzelne Artikel direkt beim Autor kaufen können, ohne gleich die ganze Zeitung bezahlen zu müssen.
Die Argumentation der Verleger-Lobbyisten beruht auf der unzutreffenden Annahme, daß man in Internet-Zeitalter „Verlage“ (nebst Zeitungen, Zeitschriften, etc.) noch braucht und dies ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell sein kann. Eine „Zeitung“ ist eine mehr oder weniger willkürliche Zusammenstellung von Einzelartikeln, von denen weder der Abonnent noch der Kiosk-Käufer alle liest, obwohl er für alle zahlt. Das ist so als könnte man Frühstückssemmeln nicht einzeln kaufen, sondern müßte noch Kirschstreußel und Vierkornbrot dazu nehmen. Das Geschäftsmodell „Zeitung“ ist tot, weil das Internet es dem Käufer ermöglichst, einzeln genau das zu kaufen, was er wirklich haben will – und alles andere zu lassen. Dafür braucht man (im Idealfall) keinen Verlag – die Produzent-Konsument-Beziehung geht nun auch unmittelbar. Dafür – und nicht für Burda und Springer – wird ein geeignetes Bezahlsystem benötigt. Und weil mit einem solchen direkten Bezahlsystem die Überflüssigkeit von Verlagen und Verlagsprodukten erst klar wird, bekämpfen Verlage es, obwohl sie es eigentlich für ihre eigenen Träume von Paid Content ebenfalls benötigen.
Natürlich berührt der grundlegende Wandel auch die Journalisten. Zugespitzt kann man sagen: Die Bevormundung freier Menschen durch „auswählende“ oder „einordnende“ Journalisten geht immer mehr zurück – mündige Menschen brauchen keine „Gatekeeper“, sondern entscheiden selbst. Der Beruf des Redakteurs stirbt allmählich aus. Der Autor, der „Content-Creator“, wird die Zentralfigur des Journalismus. Minhardt: „Was ist daran schlimm?“