Ex-Pirat Lauer wechselt Seite und Meinung

Unmoralische Seitenwechsel sind keine Domäne von SPD, CDU oder FDP mehr. Nach Bangemann, Schröder, Wissmann, Fischer und Pofalla folgt auch der Ex-Pirat und Ex-Landesvorsitzende MdA Christopher Lauer dem Lockruf des Geldes und wechselte zu Springer und sinnvollerweise auch seine Meinung. Es ist aus pekuniärer Sicht immer von Vorteil, falls man keine allzu fest gefügte Meinung oder gar die Hürde einer hohen Moral hat, die einem dann im Wege stehen könnte.

Über 3 Jahre hat der DJV Berlin-Brandenburg gegen das unsinnige Leistungsschutzrecht gekämpft. Viele Aktivisten, die Piraten, die Grünen und sogar die SPD waren gegen das Leistungsschutzrecht, da es den Urhebern Rechte wegnimmt und ohne Entschädigung an die Medienhäuser überträgt. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag Siegfried Kauder (CDU) gab in einer Podiumsdiskussion sogar zu, dass er den Sinn des Gesetzes nicht erkennen würde und er gab bei der Lesung im Bundestag ein Statement mit seinen persönlichen Bedenken zum Gesetz ab. Als Belohnung wurde er nicht mehr als Direktkandidat der CDU aufgestellt, obwohl er seinen Wahlkreis zuletzt deutlich gewonnen hatte. Es gibt tatsächlich mutige Politiker.

Zu diesen gehören Siegmar Gabriel (SPD) oder Christopher Lauer (bis Sept 2014 Piratenpartei) nicht. Die SPD verspach im Wahlkampf, dass man im Falle des Wahlerfolgs das Gesetz abschaffen wolle. Kaum war man in den Koalitionsverhandlungen war es damit – getreu em Spruch „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten“ – vorbei. Auch bei anderen Themen wie Ablehnung von Vorratsdatenspeicherung, HartzIV und Agenda 2010 erwies sich die SPD als zuverlässig vergesslich.

Eine neue Partei war während der Entstehung des Leistungsschutzrechts gerade zur letzten Hoffnung vieler enttäuschter Wähler geworden. Einer der Hoffnungsträger der Piraten war Christopher Lauer. Auf dem Parteitag der Piraten hatte ich mit ihm und anderen Vorstandsmitgliedern der Piraten unter anderem über das Urheberrecht und das Leistungsschutzrecht gesprochen. Die Argumente haben sich in den letzten vier Jahren kaum geändert, wie man auch in Interviews mit mir beim rbb Medienmagazin oder der Initiative I.G.E.L.  nachlesen kann. Zwischenzeitlich wurde Herr Lauer Abgeordneter und Landeschef der Piraten in Berlin. Er forderte massiv zur Unterzeichnung einer Petition des Leistungsschutzrechts auf. Das ist ihm wohl peinlich, da er alte Tweets löscht. Eine Suche im Cache von Google offenbart dies.

Der Hauptverfechter des Leistungsschutzrechts war über die Jahre Christoph Keese von der Springer AG. Und genau dieser Konzern holt sich jetzt Herrn Lauer als Berater!

Neuer Job, neue Meinung 

Das brachte dem Ex-Piraten im eigenen Lager einiges an Kritik ein. Jetzt hat er eine erstaunliche 180 Grad Wende vollzogen und hat beim ehemaligen Erzfeind Springer angeheuert.

Das Interview im Spiegel  zeigt, dass er mit seinem Hut auch seine Meinung gewechselt hat.

Aus der Piratenpartei ist er im September 2014 ausgetreten. Sein Meinungswechsel wurde am 1.Dezember 2014 in seiner Replik zu Jeff Jarvis und Google für die Zeit erkennbar, was damals schon vorausahnend als Bewerbungsschreiben für Springer interpretiert wurde. Wenige Tage später gab Lauer auf seiner Website und gegenüber dem Abgeordnetenhaus die Tätigkeit für Springer bekannt.

Ich finde das besonders ekelerregend, da gerade die Piraten immer gegen derartige Seitenwechsel waren. Aber „Pecunia non olet“ ist wohl stärker als jede Moral. In Facebook gab es dafür einen sehr klaren Kommentar „Nutte. Nicht mehr, nicht weniger.“. Das ist nicht nett gegenüber den Prostiuierten, die hart für ihr Geld arbeiten.

Auf meine Kritik reagierte Christopher Lauer mit Unverständnis. Ich könne mir nicht vorstellen, dass er durch neue Erkenntnisse seine Meinung geändert hätte. Kann ich wirklich nicht – nicht zu dem Zeitpunkt und im Zusammenhang mit der Tätigkeit für Springer. So viel Gutgläubigkeit sollte man bei einem Journalisten nicht annehmen.

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